Zurück in der Zukunft

Knapp 39 Millionen verkaufte Exemplare weltweit, davon rund 950.000 in Österreich. Durchschnittlich ist jedes fünfzehnte Fahrzeug auf den heimischen Straßen ein Golf. Der automobile Bestseller liefert beeindruckende Zahlen, nicht nur in unseren Breiten.  Aber wie begründet sich dieser Verkaufserfolg? Was verbindet Herr und Frau Österreicher mit diesem Modell? Beim Jubiläumsevent „50 Jahre Golf“ durften wir jede einzelne Generation ausgiebig testen und Probe fahren. Außerdem suchten wir Antworten für die eben gestellten Fragen und beleuchteten die „Erfolgsgeschichte VW Golf“ auf intensive Art und Weise.

Welchen Bezug, welche speziellen Erinnerungen haben Sie, geschätzter Leser, an den VW Golf? Sind Ihre Erinnerungen positiv oder negativ? In meinem Fall denke ich, ganz spontan, an mein Fahrschulauto, einen VW Golf der dritten Generation. Außerdem hatte mein Geographieprofessor einen Golf, im damals noch seltenen silbermetallic. Der praktische Arzt in meinem Heimatort fuhr einen Golf Country, die Gattin vom Bürgermeister (bei uns am Land auch „Frau Bürgermeister“ genannt) hatte ein 3er Cabrio. Doktor Brinkmann, Derrick und der Papst fuhren ebenfalls Golf,  der gemeinsamer Nenner. Er war (und ist) ein solider und verlässlicher Begleiter auf all unseren Wegen. 

Grundsätzlich erblickte der erste Golf 1974 das Licht der Welt – als indirekter Nachfolger des Käfers, jedoch revolutionär mit Frontmotor, fünf Türen, kantigem Design und wassergekühltem Motor. Das von uns getestete Fahrzeug stammt aus dem Baujahr 1979, ist 50PS stark und hört auf den Namen Golf L. Böse Zungen behaupten, das L steht für langsam, in Wahrheit waren die Fahrleistungen für damalige Verhältnisse aber sehr gut, von der 1976 präsentierten Rakete namens GTI ganz zu schweigen. Auch er profitierte vom heute unvorstellbar niedrigen Leergewicht von nur rund 800 Kilogramm. Knapp zwei Millionen Exemplare wurden von dieser Baureihe verkauft, zusätzlich zum Drei- und Fünftürer wurde auch eine Cabrio Version angeboten. Der Einstiegspreis lag damals bei rund 5.500,- Euro.

Ein großer Sprung in puncto Design und Fortschritt war Generation Numero zwei, die im Jahre 1983 Premiere feiert. Das Platzangebot war deutlich besser als beim Vorgänger, das Design blieb dennoch unverkennbar und sofort als Golf identifizierbar. Erstmals war er auch mit Allradantrieb bestellbar als Topmodell bis zu 210PS stark. Kultstatus genießt außerdem das 1990 präsentierte Modell „Country“ welches mit viel Phantasie als Urahn aller SUVs bezeichnet werden kann.  

Elektrogerät

Weitestgehend unbekannt und eher erfolglos blieb der „Citystromer“, die erste vollelektrisch angetriebene Variante. Rund 80 Kilometer an Reichweite waren damals möglich, inoffiziellen Angaben zufolge wurden aber nur 120 Stück verkauft. 

Im Jahr 1991 wurde der Nachfolger vorgestellt. Er präsentierte sich modern und auf Höhe der Zeit, erhielt ein großes Sicherheitsupdate (Airbag für Fahrer und Beifahrer) sowie bahnbrechende Triebwerke: Einerseits den legendären VR6 mit knapp drei Liter Hubraum, andererseits den 1,9 Liter TDI mit Direkteinspritzung. Dieser Motor gilt, bis heute, als unzerstörbar und war damals revolutionär, durchzugsstark, spritzig und sparsam. Auch ein solches Exemplar stand für eine Probefahrt zur Verfügung. Besonders auffällig ist die komfortable Fahrwerksabstimmung und die gute Verarbeitungsqualität. Erstmals war auch ein Kombimodell namens „Variant“ erhältlich, welches speziell unter Familien und Gewerbekunden großen Anklang fand. 

Der Golf vier war ein großer Sprung in Puncto Design, Aerodynamik und Elektronik. Damalige Novitäten wie Xenonscheinwerfer oder Navigationssystem waren optional erhältlich, Dreitürer, Fünftürer, Kombi und Cabrio waren bestellbar. Auch hier gab es ein wildes Topmodell namens R32, mit spektakulärer Optik, Allradantrieb und einem kräftigen V6-Motor unter der Haube. Knapp fünf Millionen Exemplare wurden von Generation vier verkauft und sein Nachfolger 2003 präsentiert. 

Dieser erlebte den vielleicht größten Sprung im puncto Design, was nicht jeder Fan für gut befand. TSi Doppelaufladung (Turbo und Kompressor) sowie Doppelkupplungsgetriebe hielten Einzug. Glücklicherweise stand auch dieser Antrieb in einem Testfahrzeug zur Verfügung. Glücklicherweise, denn diese Variante beeindruckt bis heute. Sie bietet alle Eigenschaften, die von einer guten Motor- / Getriebekombination erwartet werden, nämlich angenehme Leistungsentfaltung, niedrigen Verbrauch sowie schnelle aber dennoch weiche Schaltvorgänge. Erwähnenswert innerhalb dieser Baureihe ist das höhergestellte Modell „Golf Plus“, welches speziell unter Familien und Kunden reiferen Alters große Beliebtheit erlangte.

Der Golf sechs startete im Jahr 2008 mit lasergeschweißter Karosserie und mit erneuten Bestnoten im Crash-Test. Aber auch Zores in Form von unzulässiger Abgassteuerung galt es zu bewältigen. Bis heute beschäftigt dieses dunkel Kapitel Rechtsanwälte und Gerichte in ganz Europa.   

Im Golf sieben waren erstmals alltagstaugliche Hybrid- und Elektrovarianten erhältlich. Der Zeit und dem technischen Fortschritt geschuldet, schafften diese Varianten sogar akzeptable Verkaufszahlen. Zudem war er bis zu 100kg leichter als sein Vorgänger und Features aus der Oberklasse (zum Beispiel Zylinderabschaltung oder Gestensteuerung) hielten Einzug. Der Fokus in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit war mittlerweile aber unübersehbar.  

Status quo: 

Zum Ende der Jubiläumsveranstaltung dürfen wir einen Golf acht pilotieren, noch dazu ein vollausgestattetes Exemplar als aktuelle Facelift Variante. Einmal mehr überzeugt er mit solider Verarbeitung, tollen Fahreigenschaften und keiner nennenswerten Schwäche. Auch der Golf acht ist wieder das, was er immer schon war: Ein sympathisches, hochwertiges, gutes und zuverlässiges Gesamtpaket, dessen Erfolg nicht zufällig ist. Mittlerweile einen halben Meter länger als die Variante aus 1974, aber perfekter denn je. Und ein Ende dieser Erfolgsstory ist nicht in Sicht. Somit sind wir zurück in der Zukunft.

> www.volkswagen.at

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