Wolf im Wolfspelz

Der langersehnte, erste M3 Touring ist endlich da und hat eine ganze Reihe an Erwartungen zu erfüllen. Kann er diesen auch gerecht werden?

In den letzten Jahren hat wohl kein Kombi der Mittelklasse so ein Aufsehen erregt wie der neue M3 Touring. Seit Jahrzehnten träumen BMW Fans von einem M3 mit üppigem Kofferraum und bekamen 2016 einen kleinen Vorgeschmack auf das, was einige Jahre später folgen sollte. Bereits 2000 fingen einige BMW Ingenieure an, ein Konzeptauto auf Basis des E46 zu konstruieren. Breitere Kotflügel an beiden Achsen und eine Motorhaube mit Powerdome, unter dem der S54 Motor schlummerte, sind nur ein paar der Highlights. Für fast 16 Jahre blieb die Studie eines der am besten geschützten Geheimnisse, bis sie 2016 enthüllt wurde und allen Hoffnung machte, dass sich BMW doch dazu entscheiden würde, einen M3 Touring in Großserie zu bauen.

Nach sieben langen Jahren ist es soweit: Der allererste BMW M3 Touring ist nun auf den Straßen dieser Welt unterwegs und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Wie bei den Vorgängern wird die Front und in diesem Fall auch die große Niere vom Coupé übernommen. Auch wenn das neue Design des Kühlergrills anfangs mit viel Kritik zu kämpfen hatte, muss man anerkennen, dass er ein Auftreten an den Tag legt, das ihresgleichen sucht. Nicht nur die Front ist ein Ausdruck von Kraft, sondern auch das Heck. Die Seitenwände sind derart weit ausgestellt, dass sie zur Tür hin fast einen 90° Winkel bilden. Untermalt wird das ganze noch vom Carbon-Paket, welches die seitlichen Lufteinlässe in der Frontstoßstange, die Spiegelkappen und den Heckdiffusor mit Carbon ausstattet. Sollte der riesige Kühlergrill nicht als Erkennungsmerkmal für den M3 reichen, kann man ihn anhand der kleinen Abrisskante am Dachkantenspoiler von den regulären Kombis der 3er-Reihe unterscheiden.

Nimmt man auf den optionalen Schalensitzen mit Carbon-Konstruktion und beleuchtetem M3-Logo Platz, stellt man fest, dass der Sitz nach dem etwas mühsamen Einstieg eigentlich recht gemütlich ist. Mit einem Sofa lässt es sich natürlich nicht vergleichen, allerdings hat man auch nach zweistündiger Fahrt nicht das Gefühl, dass man jetzt dringen aus dem Sitz raus müsste. Dank der hohen strukturellen Integrität des Carbons der vorderen Sitze sind diese relativ dünn. Das bedeutet, Passagiere im Fond haben nicht nur eine wunderschöne Aussicht auf den Carbon-Rücken der Sitze, sondern profitieren dank des geringen Bauraums auch von mehr Beinfreiheit. Das Infotainment ist Teil eines kleinen Facelifts der G80-Reihe und wird nun gemeinsam mit dem Kombiinstrument auf einem großen, durchgezogenen Bildschirm angezeigt. Die grafische Aufbereitung lässt keine Wünsche offen, was man von der Übersichtlichkeit leider nicht ganz behaupten kann. Einige Einstellungen müssen erst mühsam entdeckt werden und die Umstellung von einer physischen Bedieneinheit für die Klimaanlage auf ein eigenes Menü im Infotainment trägt nicht gerade zur Bedienfreundlichkeit bei.

Wie die Leistung des BMW M3 Touring Competition aussieht und was es mit den kleinen beiden roten Knöpfen namens „M1“ und „M2“ auf sich hat, lesen Sie in AUTO-aktuell 3/23!

0
    Der Warenkorb ist leerZum Shop