Auf Basis des reinelektrischen Renault R5 stellt Alpine die A290 mit bis zu 218 PS vor. Wir testen die GTS-Variante: Gelingt die Abgrenzung zum braven Bruder?
Dass die Alpine-Ingenieure wissen, was Performance und Fahrspaß be- deutet, ist uns seit der Wiedergeburt der Renault-Marke 2017 bewusst. Damals wurde dem Sportwagenmarkt mit dem Leichtbau-Coupé A110 ordentlich eingeheizt. Als zweite Baureihe folgt nun die A290 – ein gedopter Renault R5, sozusagen. Die Voraussetzungen für den kleinen Elektrozwerg sind nun aber andere: Während der Mittelmotor-Zweisitzer komplett eigenständig entwickelt wurde, baut die A290 auf der Basis des R5 auf. Das Ziel: Mit einer unverwechselbaren Marke an die große Tradition der französischen Hot Hatches anknüpfen.
Die Franzosen haben ein Talent dafür, ihren Stolz nicht verkümmern zu lassen. Und das ist gut so, denn sie spielen die Retro-Strategie bei ihren neuen Elektromobilen ziemlich gut. Schon auf den ersten Blick lässt sich er- kennen, dass die A290 aus einem R5 geschnitzt ist. Motor vorne, Akkus tief unten. Der große Unterschied: Während beim Renault bei 150 PS Schluss ist, fängt bei der Alpine bei 177 PS der Spaß erst an. Die von uns getestete GTS-Version schiebt gar mit 218 PS an – und zwar ein bisschen zu viel, wie ich noch feststellen werde. Optisch gesehen setzt sich die A290 mit einer muskulöseren Karosserie mit breiterer Spur und bulligeren Kotflügeln sowie dicken Seitenschwellern von seinem zahmeren Geschwisterchen ab. Was jedoch viel mehr ins Auge sticht und den Vordermann nur durch einen Blick in den Rückspiegel erkennen lässt, dass hier eine Alpine auf der Straße steht, sind die vier X-förmigen Scheinwerfer, insbesondere die abstehenden Tagfahrlichter. Diese zitieren Alpines Rallye-Historie mit Bravour. Die 19-Zoll-Räder im „Iconic“-Design unterstreichen den sportlichen Auftritt, während ein dezenter Ducktail-Spoiler am Heck für optimierte Aerodynamik sorgt.
Im Innenraum macht sich vor allem das klobige Lenkrad schnell bemerkbar, das es durchaus in sich hat. Ein sehr ansprechend gestalteter, blauer Drehschalter regelt die Rekuperationsstärke, ein roter OV-Button sorgt für einige Sekunden „Boost“. OV steht für „Overtake“ und verleiht leider keine Extra-Vitamine, sondern ruft „nur“ die Maximalleistung ab. Das ist im Prinzip dasselbe wie ein vollständiges Durchdrücken des Gaspedals, kann aber bei schnellen Überholmanövern auf kurvigen Landstraßen durchaus hilfreich sein. Wer das schöne Alpine-Logo auf dem Lenkrad in Blau haben will, zahlt 100,- Euro Aufpreis. Ansonsten ist die A290 wahrlich schön eingerichtet und verbindet sportliches Design mit hochwertigen Materialien in zweifarbiger Lederausstattung. Der Alltagstauglichkeit zuliebe verzichtet man auf Schalensitze, die Sportsitze liefern jedoch auch ausreichend Seitenhalt. Das Display des Infotainmentsystems ist zwar recht klein ausgefallen, punktet aber mit Google-Diensten mit einem der besten Systeme, die derzeit zu haben sind. Zudem bietet Alpine die Mög- lichkeit, Telemetriedaten wie G-Kräfte oder Bremseneinsatz anzeigen zu lassen und verfügt über eine eigene Rubrik mit speziellen „Fahrchallenges“. Diese sind natürlich größtenteils für die Rennstrecke vorgesehen, das versteht sich von selbst.
Wie es um die Leistung und den Preis des Modells steht, lesen Sie in AUTO-aktuell 1/25!




