Renault feiert 50 Jahre des ikonischen R5 und denkt über eine Neuauflage nach. Grund genug, um einen Blick in die Geschichte des Kompaktwagen der Massen zu werfen.
Die Entstehungsgeschichte des R5 liest sich ein wenig wie die Anfänge eines kitschigen Romans. Michel Boué, zu der Zeit Schützling des damaligen Design-Chefs Raymond Loewy, war noch unerfahren und konnte keinen seiner Designvorschläge durchsetzen. Als dann der Auftrag von Renault Boss Pierre Dreyfus kam, ein Fahrzeug zu entwerfen, welches sowohl günstig in der Produktion ist, als auch einen Großteil der Population anspricht, machte sich der junge Boué sofort ans Werk. Und das Resultat überraschte das 10-köpfige Designteam: Es fehlte die Stoßstange, welche kurz vor Erscheinung des R5 das erste Mal bei einem Serienfahrzeug durch eine Plastikstange ergänzt wurde. Was sich perfekt für die Innenstadt von Paris beweisen würde, in der Parken nur mit anschieben möglich war. Mit großen Fenstern, die einen hellen Innenraum ermöglichten und viel Platz im Heck, schaffte man einen geräumigen Kleinwagen, den die Fachpresse als „Raumwunder“ und „Wagen der Zukunft“ feierte. Auch entgegen dem Trend der damaligen französischen Automobilbranche, Fahrzeuge hauptsächlich als Viertürer zu verkaufen, wurde der R5 mit zwei Türen entworfen und gebaut. Er war vom ersten Entwurf weg schon ein Hit und kam mit minimalen Änderung von Boués Zeichnung auf den Markt. Angetrieben wurde der kleine Freund“, wie er vermarktet wurde, wahlweise von einem 30 (Renault 5 L) oder einem 45 PS (Renault 5 TL) starken Motor. Beide wurden bereits in anderen Modellen von Renault verwendet, was einen noch niedrigeren Preis ermöglichte. Zwei Jahre später brachte man mit dem Renault 5 LS eine stärkere Version mit 1.289 cm3 und 64 PS auf den Markt, welche später auch erstmals mit Automatikgetriebe angeboten wurde. Das Ziel war es ein Auto für jedermann zu bauen, was mehr als gelungen war. Auch die Verkaufszahlen belegten dies: Von der Markteinführung 1972 bis zum Ende der ersten Modellreihe 1984 verkaufte sich der R5 5,5 Millionen mal, davon ein Großteil an Frauen.
Wie es mit dem Renault 5 weiterging und was es mit einem Comeback auf sich hat, lesen Sie in AUTO-aktuell 3/22!
© Joris Clerc (Renault)