Der Mercedes-Benz 300 Sl ist eine Ikone der Automibilindustrie und wird es immer bleiben. Design, Innovation und Performance treffen hier aufeinander.
Wir schreiben das Jahr 1954 und befinden uns in New York auf der “International Motor Sports Show”. Ein gewisser Hersteller aus Stuttgart mit Hang zur Eleganz stellt völlig unerwartet ein Auto vor, das Jahrzehnte später immer noch für Faszination sorgt und zu einer unsterblichen Legende der Automobilindustrie geworden ist. Ein Auto, das an Formschönheit kaum zu überbieten ist und einen ganz wesentlichen Unterschied zu allem bisher gesehenen aufweist: die Türen.
Das 300 SL Coupé sorgte mit seinen Flügeltüren für Furore. Rasch war auch sein Spitzname “Flügeltürer” geboren. Im englischsprachigen Raum wird er “Gullwing” (Möwenschwinge) und im französischen “Papillon” (Schmetterling) genannt. Die in den Himmel ragenden Türen waren auch kein Marketing-Gag oder eine Spielerei der Designer. Sie waren technisch erforderlich, denn wie ein Rennwagen verbirgt sich unter der wunderschönen Karosserie des 300 SL eine sehr leichte und stabile Gitterrohrrahmen-Konstruktion. Da diese relativ hoch aufbaut, war es technisch nicht möglich, gewöhnliche Türen zu verbauen. Die ungewöhnlichen Türen ließen auch keine Kurbelscheiben zu, da diese schlichtweg keinen Platz hatten. Das hatte zur Folge, dass die Rechteckscheiben des Fahrers und Beifahrers per Hebel herausgenommen werden und im Kofferraum verstaut werden konnten – ganz nach dem Motto “ganz oder gar nicht“. Ein weiteres Detail, das neue Mercedes Modelle wieder aufgreifen, sind die flächenbündigen Türgriffe. Diese lassen den Flügeltürer nicht nur schnittiger aussehen, sondern verbessern die Aerodynamik. Anders als bei den heutigen Autos fahren die Türgriffe aber nicht automatisch aus, sobald sich der Schlüssel in der Nähe befindet.
So wichtig die Türen des 300 SL auch sind, ohne einen Motor wäre es nur ein schönes Ausstellungsstück, das man durch die Gegend schieben muss. Deshalb wurde der Gullwing mit einem drei Liter großen, längs eingebauten Reihensechszylinder ausgestattet. Hierbei handelt es sich um den weltweit ersten Viertakt-Einspritzmotor mit Direkteinspritzung in einem Personenwagen. Dieser leistet erstaunliche 215 PS und 275 Nm Drehmoment, was in Kombination mit einem Vier-Gang-Schaltgetriebe für eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 250 km/h ausreicht. Für heutige Verhältnisse mag sich das nicht so besonders anhören, aber man muss sich vorstellen in den 50ern mit einem Auto, das knapp unter 1,3 Tonnen wiegt, mit weit über 200 km/h auf der Autobahn zu düsen, während man aus dem Motorraum nur einen brüllenden Sechszylinder vernimmt – Wahnsinn.
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