Der Aston Martin DBS Superleggera gibt sich von außen als kompromissloser Racer, innen mimt er allerdings den vornehmen Gentleman und verhält sich typisch britisch.
Viele Autofans haben sich wahrscheinlich in ihrer Kindheit Poster von Supersportwagen oder anderen automobilen Träumen an die Wand gehängt und sich jeden Abend vor dem Zubettgehen eine schöne Zukunft damit ausgemalt. Bei mir war es der Porsche Carrera GT, Kindern von heute fällt die Auswahl eines Lieblingsautos aufgrund der Flut an Supersportwagen wahrscheinlich etwas schwerer. Ein solches Fahrzeug könnte möglicherweise auch der Aston Martin DBS Superleggera sein. Er bringt alles mit, was so ein Poster-Auto können muss. Er sieht dynamisch aus, kostet unfassbar viel Geld und ist nahezu unerreichbar.
Umso unglaublicher ist es, dann plötzlich vor so einem Auto zu stehen und dieses auch bewegen zu dürfen. Nachdem ich den rund 400.000 Euro teuren DBS sicher vom Transport-LKW gefahren habe, nehme ich mir ein paar Minuten, um die Schönheit dieses britischen Sportwagens auf mich wirken zu lassen. Man sieht auf den ersten Blick, dass Performance das Credo von Aston Martin ist. In klassischem British Racing Green oder „Pentland Green“, wie es die Briten selbst nennen, mit schwarzen Felgen und goldenen Bremssätteln könnte er genauso gut James Bond gehören, der sich gerade zufällig auf geheimer Mission in Wien befindet. Die riesigen Lufteinlässe verschönern nicht nur die Frontpartie, sie stellen auch die ausreichende Beatmung des 5,2-Liter-Aggregats sicher. Durch zwei Gitter in der Motorhaube kann man dieses in Ansätzen erspähen, die ganze Pracht wird allerdings erst nach deren Öffnung – diese öffnet sich ganz standesgemäß natürlich nach vorne – sichtbar. Ein herzlicher Dank geht hier auch an Herrn Dave Nimmo, der die finale Inspektion unseres Testfahrzeugs übernommen hat. Wir gehen etwas weiter nach hinten und bewundern die ästhetisch abfallende Dachlinie, die in einem Ducktail-Spoiler aus Carbon ihr Ende findet. Dominiert wird das Heck von einem Carbon-Diffusor, den vier Endrohren und dynamisch wirkenden LED-Leuchten.
Jetzt geht es aber endlich hinters Steuer zu einer ausgedehnten Fahrt durch den Wienerwald. Nachdem ich mir den Weg durch den Nachmittagsverkehr gebahnt haben, wird die Strecke auf der Höhenstraße etwas weitläufiger. Das Kopfsteinpflaster dort meistert das Fahrwerk mit Bravour – natürlich im GT-Modus. Sobald wir aber wieder festeren Untergrund unter den Rädern haben, wähle ich den Sport+-Modus und der Aston Martin ändert seine Charakteristik total. Aus dem braven Sportler wird eine ungezähmte Wildkatze und der V12 BiTurbo faucht aus allen Rohren. Auf 725 PS und ein Drehmoment von 900 Nm kommt der schnelle Brite und schafft den Spurt von 0 auf Tempo 100 in nur 3,4 Sekunden. Über das Acht-Stufen-Automatikgetriebe wird Kraft auf die beiden Hinterräder verteilt. Was der DBS allerdings gar nicht mag sind nasse Straßen, so wie ich sie in Richtung Tulbingerkogel vorfinde. Hier ist er doch sehr übermotorisiert und ich versuche, meinen Gasfuß in Zaum zu halten. Es wird aber Gott sei Dank wieder trockener und ich kann dem Briten die Sporen geben. Das Fahrverhalten ist ein Traum und es ist fast schade, den Aston nur auf öffentlichen Straßen zu bewegen. Sein volles Potenzial kann er nur auf der Rennstrecke oder der deutschen Autobahn zeigen.
Im Gegensatz dazu präsentiert sich der DBS Superleggera im Inneren als nobler Gentleman. Hellbraunes Leder dominiert die vornehme Landschaft, die Sportsitze sind stilvoll abgesteppt und die Mittelkonsole ist ausgesprochen übersichtlich gestaltet. Prominent positioniert wurde der Starknopf mit Aston Martin-Logo zwischen den Gangwahl-Knöpfen, hinter dem Sportlenkrad befinden sich ein großes Display, das in drei Sektionen unterteilt ist. Ansonsten gibt es hier Carbon in Hülle und Fülle, einziger Wehrmutstropfen ist das Infotainmentsystem. Dieses stammt aus dem Hause Mercedes und, ebenso wie das Fahrzeug selbst, stammt auch das System aus dem Jahr 2018. Dennoch ein wahrsinnig faszinierender und beeindruckender Sportwagen, dessen Sound ebenso den Atem stocken lässt wie sein Preis. In Österreich kommt der dynamische Brite nämlich auf über 350.000,- Euro.