Der Audi S1 e-tron quattro Hoonitron hat schon längst seinen ganz eigenen Legendenstatus erlangt. Maßgeschneidert für den 2023 viel zu früh verstorbenen Ken Block, beeindruckt nicht nur der unmissverständlich an den Audi Sport quattro S1 angelehnte, aber für ein neue Ära interpretierte Look, sondern vor allem der Blick ins Datenblatt.
Je eine Motor-Generator-Einheit (MGU) pro Achse stellen eine Gesamtleistung von 500 kW bereit, was zusammen mit den Höchstdrehzahlen von 28.000 U/Min und einer Getriebeuntersetzung von 12:1 ein Gesamtdrehmoment von 6.000 NM bedeutet. Kombiniert mit dem Giermoment-begünstigenden Radstand von gerade einmal 2,4 Metern (zum Vergleich: ein Audi A1 Sportback kommt auf 2,56 Meter Radstand), McPherson-Federbeinen mit mehr als 200 Millimetern Federweg und einer beinahe paritätischen Achs-Gewichtsverteilung von 52:48 ist der Hoonitron von Natur aus eine auf spektakuläre Stunts hin-optimierte 800 Volt-Hochspannungs-Driftmaschine.
Schon bei seiner Premiere, dem ersten Electrikhana-Video mit Ken Block im November 2022, erlangte der Hoonitron durch die spektakulären Stunts in Las Vegas internationale Berühmtheit; zumal diese das Gespann nicht nur auf die Straßen wie den ikonischen „Strip“, sondern auch durch Casinos und enge Parkhäuser führte. Erst vor wenigen Wochen dann folgte mit Electrikhana 2, gedreht im Mexico City, der zweite gemeinsame Auftritt des Duos, der leider nur noch posthum veröffentlicht werden konnte.
Bei seinem Gastspiel in Österreich am F.A.T. Ice Race in Zell am See aber war der Hoonitron mit gänzlich anderen Rahmenbedingungen konfrontiert als bei seinen Asphalt-Einsätzen mit Ken Block: Eis und Schnee. Beziehungsweise, „dank“ des ausgerechnet vor dem Veranstaltungswochenende einsetzenden Tauwetters, auch einigem an Wasser. Doch wenig überraschend büßt der Hoonitron auch auf rutschigem Untergrund kein bisschen von seiner beeindruckenden Fahrdynamik ein; ganz im Gegenteil.
Just davon konnte sich Marcel Hirscher aus erster Hand ein Bild machen. Der Salzburger, der nach seiner beeindruckenden Skifahrerkarriere auch schon reichlich Motorsport-Erfahrung sammeln konnte, ist mit dem Schalensitz außergewöhnlicher Audi-Modelle bereits bestens vertraut. Nachdem er 2022 bereits vor seiner Dakar-Premiere den 2024 dort siegreichen Audi RS Q e-tron probefahren und zuletzt im Audi R8 GT2 LMS mit der Schaeffler Steer-by-Wire-Technologie „Space Drive“ DTM-Luft schnuppern konnte, stand nun ein ausgiebiges Stelldichein mit dem Hoonitron auf dem Programm. Anlaufschwierigkeiten gab es dabei keine. „Der Audi S1 Hoonitron ist unglaublich leicht zu fahren, speziell bei guten Verhältnissen. Beim F.A.T. Ice Race haben es die weichen Verhältnisse natürlich schwieriger gemacht.“ resümmierte der Ausnahmesportler. Für Überraschungen war der Wagen dennoch gut …
Der Audi S1 e-tron quattro Hoonitron ist in vielerlei Hinsicht ein Rennwagen von Audi, wie es ihn noch nie gab. Auch in Hinblick auf die ganz spezifisch für seine Verwendung erdachten Features. Eines davon war es dann auch, das Marcel Hirscher den Atem raubte: Die Schubumkehr. „Du fährst mit voller Leistung vorwärts, lupfst das Gas, drückst den Knopf, gibst wieder Gas und die Räder drehen sich, obwohl man vorwärtsfährt, plötzlich rückwärts – und das mit gleicher Leistung. Dass die Räder innerhalb eines Sekundenbruchteils mit voller Geschwindigkeit in die entgegen gesetzte Richtung drehen, ist einfach unglaublich. Ich kann jetzt auch besser nachvollziehen, wie gewisse Stunts und Tricks zu Stande gekommen sind, auch wenn es für einen Laien wie mich niemals praktikabel wäre.“
Der perfekte Drift …
Auch über allgemeines aus der Welt des gepflegten schnell und quer Fahrens wurde im Interview gesprochen. Zum Beispiel darüber, an welches Auto oder an welche Rennserie sich der ehemalige Skirennläufer, der zu den erfolgreichsten in der Geschichte des Alpinsports zählt, denn als nächstes gerne heranwagen würde. Die Antwort: am liebsten wäre ihm noch mehr Zeit mit dem Hoonitron. Wohl das schönste Kompliment, das man einem solchen Wagen machen kann.
Der perfekte Drift auf Eis war ebenfalls Thema. In einer Kombination aus Zurückhaltung und Perfektionismus meinte Hirscher dazu, dass er nicht wisse, ob er eigentlich schon jemals „den perfekten Drift“ hingelegt habe. Dennoch ist für ihn klar, dass das Gefühl so schnell in eine Kurve hineinzustechen, Lenk- und Driftwinkel gefühlvoll auszutarieren und zu spüren, wie das Auto das dann managt unvergleichlich ist. Wohl auch deswegen, weil schon ein minimal verhautes Timing dazu führen kann, dass sich augenblicklich exakt gegenteilige Gefühle einstellen. Aber auch das macht den Reiz nun einmal aus …
„Dieses Auto ist einfach mega. Ein Unikat mit enorm großer Wertigkeit und einem ganz speziellen Vibe“ ~ Marcel Hirscher Alpine Ski-Legende & Motorsport Enthusiast
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