Das Jahr 1948 war in Österreich für die Mehrheit der Menschen kein einfaches. Ein junger Mann – sein Name war Josef Faber – zeigte mitten in den Wirren der Wiener Nachkriegszeit Pioniergeist und unternehmerischen Mut. Er legte mit der Übernahme der österreichischen Generalvertretung der tschechoslowakischen Motorradmarke Jawa den Grundstein für ein Unternehmen, das heute als erfolgreicher Marktführer die Zweiradbranche maßgeblich gestaltet. Auch der Beitrag des Familienunternehmens zum Mobilitätsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher in den letzten 75 Jahren war und ist maßgeblich. Insgesamt hat Faber im Laufe der Geschichte rund eine Viertelmillion Vespas importiert und auf Österreichs Straßen gebracht.
Die Faber GmbH ist heute vor allem als österreichischer Generalimporteur der italienischen Zweiradmarken Piaggio, Vespa und Moto Guzzi bekannt. Die 75 Jahre lange Geschichte des Unternehmens liest sich jedoch fast wie ein Drehbuch für einen Kinofilm: Der junge Josef Faber begeistert sich im Wien der Nachkriegszeit für Motorradrennen, die damals noch in liegender Position ausgetragen wurden und alles andere als ungefährlich waren. Doch leben konnte man damals leider nicht vom Gas-Geben allein. Der geschäftstüchtige junge Motorsportler Josef Faber schafft es durch seine sportlichen Verbindungen, sich die österreichische Generalvertretung für die tschechoslowakische Motorradmarke Jawa zu sichern. Er gründet die Josef Faber Kraftfahrzeug-, Handels- und Werkstättenbetriebe GesmbH (jetzt Faber GmbH) und schraubt rund um die Uhr mit einem kleinen Team in der Werkstatt in Ottakring an den Motorrädern seiner begeisterten Kundinnen und Kunden. An den Wochenenden legt er sich selbst auf seine Jawa und liefert sich halsbrecherische Motorradrennen. Es geht wirtschaftlich langsam, aber sicher bergauf in Österreich. 1953 krönt Josef Faber seine Rennfahrer-Karriere mit der Goldmedaille im „Silbervasenteam“. Auch unternehmerisch zeigt der ehrgeizige Wiener Weitblick: 1962 unterzeichnet er einen Importvertrag mit einem damals völlig unbekannten japanischen Unternehmen namens Honda: Josef Faber wird zum ersten Importeur von japanischen Produkten nach Österreich und die Motorräder aus Fernost gehen im wirtschaftlich aufstrebenden Österreich ab Anfang der Siebzigerjahre durch die Decke.
Unternehmer mit Weitblick: Josef Faber
Der Erfolg beflügelt und Josef Faber schafft das Kunststück abzuheben, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren: 1963 wird er Importeur für die tschechoslowakische Fahrradindustrie und 1964 gelingt ihm mit der Übernahme der Generalvertretung für die italienischen Zweiradmarken Piaggio, Vespa und Gilera der aus heutiger Sicht wohl wichtigste Coup seines Lebens. Denn nur wenige Jahre später, in den 1970er-Jahren entwickelt sich in Österreich ein riesiger Zweirad-Boom, zu dem die Faber GmbH einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Bis heute hat das Unternehmen über 300.000 Zweiräder der Marken aus dem Hause Piaggio importiert. Die Verbindungen nach Japan werden ebenfalls intensiver und ab 1979 ist Josef Faber auch der Importeur von Automobilen der Marke Honda nach Österreich. 1982 gründet er gemeinsam mit seinen japanischen Geschäftspartnern die Honda Austria GmbH, die seitdem den österreichischen Markt bedient. Faber bleibt bis 2007 HondaVertragspartner. Nach 44 Arbeitsjahren übergibt Josef Faber das Unternehmen schließlich an seine beiden Söhne Josef und Peter und steht ihnen bis zu seinem Tod im Jahr 2004 beratend zur Seite.
Familienunternehmen in zweiter Generation
Sein Sohn Josef Faber leitet fortan die Großhandels-Sparte von Faber und sein Sohn Peter Faber übernimmt die Sparte Einzelhandel, die heute zwei Standorte in Wien umfasst. Neben den Piaggio-Marken Derbi (2006), Moto Guzzi (2008) wird die Faber GmbH auch Importeur der Sparte Commercial Vehicles und wagt eine ambitionierte, aber schließlich nur kurzweilige 22 Wiederbelebung der österreichischen Traditions-Fahrradmarke Puch (2012-2017). Im Jahr 2011 wird Josef Faber mit einer Auszeichnung als weltweit erfolgreichster Importeur von Piaggio ausgezeichnet. Im Jahr 2015 erhält Josef Faber die höchste Auszeichnung der Republik Italien für Nicht-Italiener, den „Ordine della stella d`Italia“, der in Stellvertretung des Präsidenten der Republik Italien vom damaligen italienischen Botschafter Giorgio Marrapodi verliehen wurde. Die Faber GmbH wird schließlich 2017 Generalimporteur für Piaggio, Vespa, Aprilia und Moto Guzzi in der Tschechischen Republik und setzt 2021 die länderübergreifende Expansion des Unternehmens mit dem gleichen Markenportfolio in der Slowakei fort. Auch im Markenkosmos rund um das Thema Zweirad-Zubehör ist Faber heute sehr erfolgreich und agiert als österreichischer Partner von Arai Helmets, Acrapovic, Helmo Milano, Remus, Tucano Urbano und vertreibt mit Fabioni auch Lifestyle-Produkte rund ums Zweirad. Mit der Marke LV8 bietet das Unternehmen auch technische Einrichtung für Auto- und Zweiradwerkstätten. Das Unternehmen ist heute mit knapp 20 Prozent Anteil am Gesamt-Zweiradmarkt österreichischer Marktführer in der Zweiradbranche. Faber sorgt für italienisches Lebensgefühl auf Österreichs Straßen und liefert pro Jahr rund 8.500 Vespas aus. Damit ist Vespa mit rund 45 Prozent Marktanteil im Roller-Segment auch hierzulande mit Abstand der beliebteste Roller.