Vor 75 Jahren war es ein Traum, der Ferry Porsche den 356 „No.1“ Roadster schenkte und auch heute noch sind die Sportwagen aus Stuttgart eines: der Traum vieler. Im Zuge der Fahrveranstaltung zu 75 Jahre Porsche baten wir Dr. Helmut Eggert, Geschäftsführer von Porsche Österreich, zu einem kurzen Interview.
Herr Dr. Eggert, Sie sind bereits seit 1999 in Ihrer Führungsposition bei Porsche und haben seitdem einiges erlebt. Was sind die schönsten Erinnerungen / Erlebnisse ?
Dr. Helmut Eggert: „Das schönste war gleich mein erstes Erlebnis: Die Händerleinführungsveranstaltung des damals neuen Boxster in Scottsdale, wo Herr Wiedeking die gesamte Händlerschaft eingeladen hat und diese Aufbruchstimmung gekommen ist. Wohl und Weh der Marke war abhängig davon, ob der Boxster ein Treffer wird oder nicht. Der Boxster war das Auto, das uns aus diesem Tal herausgezogen hat. Diese Präsentation in Scottsdale war für mich atemberaubend. Erstens war’s meine erste Porsche-Veranstaltung und es war grandios, was da für ein Feuerwerk abgebrannt wurde. In weiterer Folge aber auch die Einführung des Cayenne – die Abkehr vom flachen Fahrzeug –, die ein Eintritt war in etwas ganz anderes, was wir eigentlich nicht kannten und das war sehr sehr bewegend. Bis jetzt hier in die Zeit der neuen Autos – speziell der Taycan. Dass ich das Glück hatte, eine komplett neue Technologie einführen zu können (…). Alle meine Vorgänger haben immer nur Verbrenner gehabt. Ich bin der erste, der eine neue Technologie einführen konnte in den Markt – und das ist schon etwas ganz ganz Besonderes.“
Wie sehen Sie die Entwicklung der Marke Porsche und ihrer Modellpalette seit den Anfängen? Was hat sich da aus Ihrer Sicht am größten verändert?
H.E: „Ich würde mal so sagen: Verändert hat sich sehr wenig. Wir sind immer unserem Grundsatz treu geblieben – es geht immer um das Realisieren von Träumen. Ob das jetzt Jugendträume sind – viele haben in ihrem Zimmer ein Poster eines Sportwagens hängen und in sehr vielen Fällen ist das ein Porsche – und irgendwann kommt man in die Lage sich das mal leisten zu können und dann realisiert man seine Träume. Das ist auch etwas, wo man im Leben quasi so eine Liste abhakt: Ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen, ein Haus bauen, einen Porsche haben. Und ich denke diese Dinge, die haben sich alle nicht verändert. Verändern tun sich bis zu einem gewissen Grad unsere Fahrzeuge, aber sie bleiben immer das, was sie waren – sportliche Fahrzeuge in ihren Segmenten. Und so bleiben auch am Ende des Tages auch unsere Kunden gleich, weil unsere Kunden auch immer wieder an sich die sportlichen Personen in diesen Kundengruppen sind.“
Wie sieht die Entwicklung für die Zukunft aus und was sehen Sie für die Zukunft von Porsche? Wird vermehrt oder sogar nur auf Elektrifizierung und elektrische Fahrzeuge gesetzt oder bleiben die Verbrenner-Sportwagen Porsche erhalten?
H.E: „Also ich kann jetzt nur sagen, nachdem ich ja nicht der Hersteller bin und diese Strategie vorgebe – meine Mutmaßung ist: Wir sind ein technologieoffenes Unternehmen, wir werden versuchen, viele Technologien anzubieten – ich weiß gar nicht, vielleicht gibt’s in zehn Jahren etwas neues, das auf den Markt kommt, das kann heute ja niemand ausschließen – und ich denke, dass wir damit gut fahren werden, weil Porsche immer ein Tech-Unternehmen war, das sich mit intelligenten Lösungen immer produktive Vorteile erschaffen hat. Das ist unsere Rennsportgeschichte, weil man gewinnt nicht umsonst 19 Mal den Gesamtsieg in Le Mans. Da muss man schon technisch was auf dem Kasten haben und deswegen ist mein Vertrauen in die Zukunft und unsere Techniker sehr groß, dass die wieder was finden, was uns deutlich nach vorne bringt. Wenn ich mir jetzt den Taycan anschaue, können wir vielleicht nicht länger Schleichen, aber wir können schneller Laden. Und vom Grundsatz der Verkehrssicherheit her wäre es sowieso angebracht alle zwei Stunden mal eine kurze Rast einzulegen, um Konzentration wieder aufzubauen. Wenn man ehrlich ist, man merkt, dass man irgendwann unaufmerksamer wird. Und da fahr ich hin (zur Ladestation – Anm. der Red.), 20 Minuten und unser Taycan ist wieder voll. Und, das muss man ja dazusagen, wir sind ja erst am Anfang dieser Technologie: Wenn man das umrechnet auf die Benzinzeit, dann sind wir dort in etwa, wo die Bertha Benz in die Apotheke gegangen ist und dort Sprit gekauft hat für ihr Fahrzeug. So ist jetzt die Entwicklungszeit für den Stromer und wenn man weiter vor geht, werden wir vielleicht auch mal in fünf Minuten tanken können, andere Batterietechnologie haben. Das ist dann alles Evolution, aber da muss man dazu meiner Meinung nach, technologieoffen sein und das auch fördern. Und damit werden wir mit Porsche eine tolle Zukunft haben.“
Haben Sie ein Lieblingsmodell?
H.E: „Also von den aktuellen mein Lieblingsmodell ist das G-Modell, der für mich schönste 911er, der je gebaut wurde. Ansonsten ist es natürlich immer das neueste Modell, das wir auf den Markt bringen.“
Vielen Dank für das Interview!
Wenn ein Unternehmen 75 Jahre alt wird, dann ist das schon eine, finde ich, sehr große Leistung, weil viele Unternehmen erleben diese Schwelle nicht und das zeigt, dass die Ingenieure am Anfang schon eine tolle Leistung abgeliefert haben, dass wir heute noch sehr gerne auf diese Zeit zurückblicken. Und das tolle daran ist ja, dass niemand sagt, wenn ich heute mit einer alten Ausgabe eines unserer Produkte fahre, „Hm, der hat ja einen alten Porsche“, nein, der hat einen alten Porsche – also dieses positive Feeling. Wir haben beispielsweise diese Gendarmerie-Auto meistens im Porsche Zentrum Salzburg stehen und die meisten, die reinkommen, schauen zuerst auf dieses Auto und dann erst auf das neue, das sie sich kaufen werden. Weil es einfach die Werthaltigkeit widerspiegelt. Das ist einfach was Besonderes und das ist für mich das Schöne an dieser Marke.
Dr. Helmut Eggerts Statement zu 75 Jahren Porsche
Das komplette Special zu 75 Jahren Porsche lesen Sie in AUTO-aktuell 2/23!
© Christian Houdek